- Heiliger Geist
- Heiliger Geist,griechisch Hạgion pneuma, lateinisch Spiritus sạnctus, biblische Bezeichnung des Geistes Gottes; beschreibt im Alten Testament die Schöpfermacht Gottes (1. Mose 1, 2), die Leben spendet und den Menschen mit Weisheit und Erkenntnis ausrüstet; im Neuen Testament der »Geist des Herrn«, der zu einem neuen Leben im Glauben befreit (2. Korintherbrief 3, 17), die Kirche begründet (Apostelgeschichte 2, 33), sie leitet und ihr beisteht; in der christlichen Theologie neben dem Vater und dem Sohn die dritte Person der Trinität. - Systematisch wurde die Lehre vom Heiligen Geist in der Kirche ab dem 2. Jahrhundert unter dem Einfluss der philosophisch-theologischen Erörterungen zum Begriff des Logos entwickelt. Die in diesem Prozess hervorgetretenen theologischen Lehrdifferenzen zwischen den westlichen und östlichen Kirchen bestehen zum Teil bis heute (Filioque). Die Theologie des Mittelalters vernachlässigte die Lehre vom Heiligen Geist durch Integration in die Gnadenlehre ebenso wie die reformatorische Theologie, die sie zu einem Bestandteil ihrer Lehre von Christus und von der Rechtfertigung machte. Diese Vernachlässigung der Lehre vom Heiligen Geist in den großen Konfessionen führte im Lauf der Geschichte immer wieder zu spiritualistischen »Gegenbewegungen« (Schwärmer, Täufer). Im 19. und 20. Jahrhundert sind die Pfingstbewegung und die charismatische Bewegung stark durch eine »Theologie des Heiligen Geistes« geprägt.In der bildenden Kunst wird der Heilige Geist schon seit dem 4. Jahrhundert in der Gestalt einer Taube dargestellt, immer in Verbindung mit der Darstellung der Trinität, auch in neutestamentlichen Szenen, die einen trinitarischen Bezug haben, wie z. B. die Verkündigung an Maria und die Taufe Christi. In ganz seltenen Ausnahmen, und zwar wenn die Trinität in drei gleichen Gestalten dargestellt wird (nach dem Vorbild der drei Engel bei Abraham), wird auch für das Bild des Heiligen Geistes eine menschliche Gestalt gewählt (1628 von Papst Urban VIII. verboten).Wiederentdeckung des H. G. Der H. G. in der charismat. Erfahrung u. theolog. Reflexion, hg. v. Harding Meyer u. a. (1974);G. Ebeling: Dogmatik des christl. Glaubens, Bd. 3: Der Glaube an Gott, den Vollender der Welt (1979);H. Mühlen: Der H. G. als Person (41980);T. Freyer: Pneumatologie als Strukturprinzip der Dogmatik (1982);Y. Congar: Der H. G. (a. d. Frz., 31991);R. Koch: Der Geist Gottes im A. T. (1991);M. Welker: Gottes Geist. Theologie des H. G. (21993).
Universal-Lexikon. 2012.